Gestern durft ich Teil des Abschlusses eines wundervollen Projekts werden, das ich über all die Stufen mit begleitet habe.
Emi Koch und ihre Non-Profit-Organisation http://www.beyondthesurfaceinternational.org/ hat ein Upcycling Projekt in die Welt gerufen, dass sie mit den Kindern vom Dorf von Delta Beach durchführen wollte.
Zunächst ging sie mit den Kindern zum Strand um Müll zu sammeln. Die Kinder waren Feuer und Flamme (hatten sowas noch nie gemacht, obwohl der Strand doch direkt vor der Haustür liegt). Aber nachdem der Müll gesammelt war, wurde er von den Kindern in die altbekannte "Mülltonne" Natur geworfen, wohin denn sonst? Emi erklärt mit Geduld immer und immer wieder, dass wir den Müll brauchen und sammelt den Müll in schwarzen Müllsäcken ein. Schockierend: es gibt so so so viel Müll. Schockierend für Europäer/Amerikaner wenn sie das erste Mal nach Indien kommen - aber man gewöhnt sich an alles und selbst Emi und ich hatten den Müll nicht mehr so stark wahrgenommen nach Monaten in Indien. Als Emi für 7 Minuten an den Strand geht um noch "ein bisschen weiter zu sammeln" (sie hat nach einiger Zeit einfach ALLES in Flaschen gestopft :D) kam sie nach 7 Minuten mit zwei vollen Müllsäcken zurück - wahnsinn, man kann sich das nicht vorstelllen, wirklich nicht.
Nach einigen Tagen fällt uns auf, dass die Kinder anfangen, sogar ihren eigenen Müll in die Müllsäcke zu werfen, wenn Emi nicht da ist - ein riesen Schritt.
Das Nächste ist es, den Müll Flaschen zu stopfen und die Schuhe getrennt aufzubewahren (ja man glaubt es nicht und versteht es nicht, aber die Strände sind nur so überfüllt von Schuhen, warum auch immer). Die Flaschen kommen natürlich auch vom Strand und wir haben im Laufe des Projekts herausgefunden, dass man von Styropor über Chipstüten bis hin zu Plastikbechern wirklich alles so zerkleinern kann, dass es in eine Flasche gepresst werden kann.
(FOTOS FOLGEN!)
126 Flaschen und 160 Schuhe später dann der große Tag - 16.11.2014 - nicht nur Emis letzter Tag in Manipal, bevor sie erstmal in den Norden geht, sondern auch American Recycling Day - und wir mitten drin!
Um halb 6 morgens fahren wir los an den Strand, um im Sonnenaufgang mit dem Bau einer Bank zu beginnen. Jaaaa, aus dem Müll wird eine Bank, die Flaschen und Schuhe sind die Bausteine. Wir haben Zement im Gepäck und machen uns auf den Weg.
Als wir um 6 Uhr ankommen warten bereits alle Kinder des Dorfabschnitts auf uns, mit Zahnbürste in der Hand und bereit zu helfen. Schnell ist der ganze Müll ausgebreitet - wow ist das viel.
(FOTOS FOLGEN!!)
Mittlerweile haben wir beschlossen, dass es einfacher ist, nicht die Flaschen als Bausteine zu verwenden, sondern größere Bausteine zu machen, indem wir die Flaschen und Schuhe in Säcke verpacken und diese als Bausteine verwenden. Das ist der nächste Schritt.
Wir machen uns also nach einem kurzen Frühstück gestärkt auf zu Aruns Shop, ein kleines Strandrestaurant, an dem unsere Bank stehen soll.
Während ich den Weg freikehre von Dreck im Sand, klettert Arun erstmal auf eine Palme um allen Helfern mit frischen Kokosnüssen zu versorgen - hmmmmm lecker, es gibt nichts besseres als Kokosnusswasser unter Palmen!
Dann gehts auch schon los. Nachdem wir fleißig Muscheln gesammelt haben für die spätere Dekoration der Bank, stapeln wir die Säcke, während weitere Männer vom Dorf, die sich inzwischen zu uns gesellt haben, um uns beim Projekt zu helfen ans Zement mischen machen - natürlich alles von Hand. Zunächst holen wir Sand in einem Behälter, den wir dann durch zwei alte Fischernetze sieben. 6 Mal müssen wir Sand holen für die erste Mischung. Dann wird alles mit der Schaufel gut vermischt und anschließend Wasser hinzugefügt - die Fundierung. Erstmal draufklatschen auf unsere Sack-Bank. Wir haben nur zwei Spachtel, aber jeder will helfen, also gut, wozu hat man Hände.
Nach der dritten Ladung Zement, die dann immer feiner geworden ist (weniger Sand) haben wir die letzte Schicht erreicht - juuhuuuu endlich - und können anfangen zu dekorieren, was schnell gehen muss, weil es nun hart wird. Eine Muschelspirale, ein paar Muster und Wellen - immerhin ist es eine Surforganisation - und die Bank ist fertig.
Müde, hungrig und glücklich haben wir und die Kinder vom Dorf uns jetzt erstmal ein Mittagessen verdient. Aruns Shop spendiert ein fantastisches Mahl unter Palmen - vegetarisches Curry, Fisch, Muscheln, Chicken, Dosa und Coconut-Chutney - einfach einzigartig. Danach gehts ins Meer und wir realisieren, dass es erst drei Uhr ist und es kommt uns einfach vor als hätten wir tagelang gearbeitet. Zu lange halten wir es nicht mehr aus, wir wollen nach Hause.
Abends wird dann noch ein bisschen bei Mojito und europäischen Essen gefeiert und dann schlafen wir alle erschöpft und glücklich ein.
Vielen Dank an alle Helfer und Emi für deine Inspiration, deine Energie und deine Motivation!