Sonntag, 15. September 2013

Angekommen - Erste Eindrücke

Allein durch die Stadt – 2. Tag

15.09.2013: Ich wache in der Früh auf, checke sofort meine E-Mails, möchte ich zumindest – dazu ist zu sagen, dass ich vorhabe mich mit der Deutschlehrerin Frau Garbe zu treffen, die nur noch zwei Tage hier ist. So, Internet funktioniert auch nach mehreren Versuchen und Warten nicht. Als ich dann in die Bibliothek gehe (wo ich sowieso wieder nicht reingelassen werde, weil ich nach wie vor keine ID habe), werde ich informiert, dass sonntags das Internet ausgeschaltet ist. Nun bin ich einerseits beruhigt, da das heißt, dass das Internet dann Mo-Sa vermutlich immer so gut funktioniert wie gestern, andererseits ist es natürlich scheiße, da ich Frau Garbe gestern geschrieben habe, ob sie heute Essen gehen möchte. Das zweite große Problem das ich habe, ist, dass ich sehr vorsichtig versuche zu sein, und eigentlich so wenig wie möglich allein auf die Straße gehen mag. In den Food Court trau ich mich nicht rein, weil ich vermute, dass ich dort wie in allen anderen Universitätsgebäuden eine ID brauch, die ich noch nicht habe. Ich geh also zurück in mein Hostel und schlafe. Um halb zwei kann ich jedoch nicht mehr schlafen, da ich schon die komplette Nacht indische Zeit durchgeschlafen habe. Noch dazu habe ich die letzten zwei Tage insgesamt weniger als einen halben Liter getrunken und zwei Packungen Cracker gegessen und sollte das dringend ändern. Ich wage mich also in die „Innenstadt“, die ich noch nie gesehen habe, aber vom Food Court aus sehe ich zumindest eine große Straße. Ich gehe runter zu der Straße, suche nach anderen Menschen, finde ein indisches Pärchen, stelle mich hinter sie – allein über eine indische Straße zu gehen trau ich mich natürlich nicht. Ich gehe vorbei an Schuhmachern, Ständen mit köstlich aussehenden Früchten – die ich natürlich alle nicht essen soll, Straßenhunden, Banken, Buchhandlungen, doch das was ich suche – ein Stand an dem jemand, idealerweise eine Frau, abgefülltes Wasser verkauft, und mittlerweile auch eine Apotheke, für meine Blasen an den Füßen, ist nicht in Sicht. Ich laufe die Straße entlang und beschließe irgendwann wieder umzukehren, praktische ist: wegen dem Linksverkehr bin ich schon die ganze Zeit auf der falschen Seite gelatscht und muss jetzt nicht mal auf die andere Straßenseite gehen ;)
Ich gehe an einem Stand vorbei, wo draußen versiegeltes Wasser in einem Kühlschrank steht, hinter der Theke eine Frau mit Kind, da fühle ich mich sicher, gehe hin und möchte ein Wasser kaufen. Es kostet 32 INR, für mich nach wie vor kein Begriff, da ich die Tabelle nicht im Kopf habe. Was ich allerdings weiß – ich hab vom Flughafen natürlich beim Wechseln kein Kleingeld bekommen und muss mit einem 500 INR Schein zahlen und als die Frau nach Change frägt, ist es mir schon richtig peinlich. Zurück dasselbe Spiel, zum über-die Straße gehen an andere Inder hängen. Eine Apotheke finde ich leider nicht mehr, kann aber wegen den Schmerzen in den Füßen kaum noch gehen. Als ich den Weg zu meinem Hostel suche, sehe ich noch einen Park von der Uni, in dem indische Frauen im Sari tanzen – es sieht so wunderschön aus, dass ich erst mal stehen bleibe und zuschaue, obwohl das ganz schön weit weg ist. Hingehen traue ich mich natürlich nicht.
Zurück „nach Hause“, meine Portier-Dame suchen, die zum Ratschen bei der Ecke steht, wo die Portier-Dame vom nächsten Hostel ist ;) Sie macht mir die Tür auf und frägt mich was mit meiner Lippe ist – das erste Mal, dass sie mit mir spricht – und ich freu mich, dass überhaupt Leute mich wahrnehmen. (Ich hab mir meine Lippe in Deutschland aufgebissen, hatte dann eine Infektion und eine Kruste, nun hab ichs wieder aufgebissen, und jetzt blutet das halt voll greislig.)
Zurück im Hostel wer ich nun – 15 Uhr – wahrscheinlich noch ein bisschen lesen (Danke an alle die mir Bücher geschenkt haben! Wahnsinn, ich würd hier sonst eingehen!!) und warten bis es Mitternacht wird, ich wieder Internet habe und endlich meine Mails checken kann. Meine Unterrichtsstunde für morgen ist übrigens schon vorbildlichst vorbereitet, da hatte ich heut vormittags mal nichts zu tun, und konnte noch nicht schlafen ;)
Ach ja, was mir noch aufgefallen ist: Der Müll der auf den Straßen liegt ist definitiv mit manchen Gegenden in Deutschland vergleichbar. Was hier dann Verpackungsreste sind sind in Deutschland halt Kaugummis und Kippenstummel.

Tag 1 – 14.09.2013
10:23 Uhr: Ankunft am Flughafen, Koffer holen, raus gehen, ich sehe sofort den Fahrer von der University of Manipal, der ein gut sichtbares „MS. LILIAN HACKE, Manipal University“ Schild trägt. Er setzt mich in sein Auto ab und holt noch zwei andere Herren ab, die jedoch erst eine halbe Stunde später kommen. Ich bin also alleine in dem Auto, aufgeregt und schwitzend und müden und fertig (kein Wunder nach 16 Stunden Flug). Jedoch wartet das größte Abenteuer des Tages jetzt noch auf mich – die Fahrt von Mangalore nach Manipal, in irgendein Hostel gebracht werden, Internet suchen, den Professor suchen, usw.
1.       Die Fahrt:
Es ist brutal. Ich wusste eigentlich, dass es in Indien Linksverkehr gibt, doch ich habe nie richtig drüber nachgedacht. Nun bin ich erstmal verwundert, weil der Fahrer „eher links“ fährt – „eher links“ deshalb, weil in Indien eigentlich alle Autos ziemlich auf der Mitte der Straße fahren, solange das möglich ist. Als die Fahrerei losgeht, geht auch die Huperei los – ich beschließe zu zählen, wie oft der Fahrer in der Fahrt von Mangalore nach Manipal hupt, doch nach fünf Minuten gebe ich mit zwanzig mal Hupen auf. Die spinnen die Inder :P
Auch viele andere wahnsinnige Eindrücke sehe ich auf der Fahrt. Straßen mit riesigen Schlaglöchern, Leute auf Rollern mit Bauarbeiterhelmen, Frauen in wunderschönen langen bunten Gewändern, Kinder in Schuluniform, viele Stände an denen bunte Früchte verkauft werden, eine Dame die auf dem Kopf eine riesengroße Schale trägt, Straßenhunde, Kühe neben der Straße – auf der Straße war keine ;) – und allen voran MASSEN an Kokosnusspalmen. Obwohl  ich während der Fahrt staune und am liebsten alles sehen würde, nicke ich immer wieder ein – ich bin mittlerweile doch zu müde.
2.       Mein Hostel:
New Shankra… – nein ich weiß nicht wirklich wie mein Hostel heißt. Aber ich werde recherchieren und das hier verbessern ;) Es klappt alles, ich stehe wirklich auf der Liste und ich bekomme ein Zimmer. Was mir sofort positiv auffällt: ich habe ein Klo mit Kloschüssel, eine funktionierende Dusche, einen großen Schrank und großen Spiegel und das Zimmer allgemein ist relativ schön. Was mir jedoch im Laufe des Tages noch auffällt – Ich weiß weder wo eine Waschmaschine noch Mülleimer ist.
3.       Internet suchen /Professor suchen:
Ich kann nicht schlafen, alles viel zu aufregend, ich mache mich also auf, eine Internet Verbindung zu suchen – die Bibliothek ist hierfür meine erste Anlaufstelle. Ich komm natürlich nicht rein, weil ich keine ID habe. Ich soll mir die ID im Raum 107 ausstellen lassen, der Typ sollte ab 14 Uhr da sein. Punkt 14 Uhr bin ich da, der Typ – typisch indisch- lässt natürlich auf sich warten. Um 10 vor drei ist er dann da, und ich stolz auf mich, weil ich so lange gewartet habe, ohne mich groß drüber aufzuregen ;)
Er erklärt mir, dass ich ohne Einladungsschreiben keine ID bekomme, ohne ID kein Internetzugang – Pech gehabt. Als ich sage, dass ich eine Angestellte von Prof. Vittaleshwar sein werde, glaubt er mir unter Umständen doch, zumindest versucht er ihn anzurufen, ohne Erfolg. Als er dabei ist mir einen „Temporary Library Pass“ zu schreiben, ruft der Professor zurück – endlich! Er wird in 5 bis 10 Minuten hier sein. (Ich versuche natürlich nicht auf die Uhr zu schauen, aber irgendwie … Er brauchte 15 Minuten – nicht schlecht für nen Inder ;))
Er kommt mit einer Art Tutorin für mich, die meine Ansprechpartnerin sein wird. Sie studiert Maschinenbau im 2. Jahr und engagiert sich im International Office. Zu diesem gehen wir dann auch. Ich darf an den Computer und schreibe eine Mail an meine Eltern und eine an meinen Freund. Ich bekomme eine Visitenkarte mit E-Mail-Adresse und Telefonnummer von Prof. Vittaleshwar, und die Tutorin schreibt ebenfalls ihre Mail-Adresse drauf, sowie den Internetzugangscode vom International Office – endlich Internet im Hostel. Meine Tutorin – ihr Name ist Vrishika, bringt mich nach Hause und wir vereinbaren, dass sie mit mir am Montag eine ID und eine SIM-Karte fürs Handy organisieren wird. Ich bin beruhigt und kann endlich ins Internet. Als ich dann noch mit meinem Freund skype ist, alles zu spät, ich bin so froh, dass ich endlich weiß, dass alles in Ordnung ist, dass ich sofort einschlafe.


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